Nach 24 Stunden Regen, viel Schlaf, amerikanischen TV-Serien und Late-Night-Shows habe ich mich gestern Nachmittag mal wieder auf die Strasse getraut. Im Casino nebenan wurde ich dann von Rico, einem schwarzen Mitte-Zwanziger aus New York (das diese Angaben ohne Gewähr sind, sollte sich später noch rausstellen) nach dem Weg gefragt. Ich konnte ihm nicht weiterhelfen, trotzdem kamen wir ins Gespräch und da ich den amerikanischen Smalltalk mittlerweile auch einigermaßen draufhab und richtig genieße, setzte ich mich zu ihm. Nach einigem Geplänkel über die Marihuana-Gewohnheiten deutscher Jugendlicher erzählte er mir, dass er mit seinem Vater hier sei, der Sales Manager bei Apple sei, I-Pods und so Kram vertickt und hier in Vegas heute Abend ein Präsentation hat. Ob ich denn irgendwas bräuchte, I-Pod, Laptop oder so. Öhm, nö und: erstes Misstrauen meinerseits. Aber warum eigentlich? er ist ein netter Kerl, sehr interessiert und will eben nebenbei vielleicht noch ein bißchen Geschäfte machen. Wir unterhalten uns also weiter. Irgendwann sagt er: weißt Du was, DU bist so ein netter Kerl und es ist bald Weihnachten: ich schenk Dir einen I-Pod touch, mein Vater bekommt von Sony tausende von den Dingern. Aha. Ja, gerne, cool, da sag ich nicht nein. Als er sich dann fünf Dollar von mir leiht, und mir verspricht, sie mir gleich nach der Übergabe zurückzugeben, bin ich doch froh, mein europäische Unlockerheit nicht ganz abgelegt zu haben. Trotzdem, ich will sehn was passiert und lasse mich auf den Deal ein. Fünf Dollar kann ich entbehren, vielleicht gibt es ja wirklich einen I-Pod und: der Typ ist wirklich gut. Er spaziert nun mit mir von Casino zu Casino, führt immer wieder "Telefongespräche" mit seinem "Vater" und seiner "Frau", mit denen er Treffpunkte ausmacht, ihm von mir und dem I-Pod-Geschenk erzählt und sie anweist doch mit seiner Kreditkarte 100 Dollar für ihn abzuheben. Ich habe ihn mittlerweile durchschaut, bin mir sicher, dass ich keinen I-Pod sehen werde, mache das Spielchen aber weiter mit, ich will schauen, wie er es zu Ende bringt. Die Treffpunkte ändern sich immer wieder, er labert und labert, wird sogar dann wirklich von einer "Angelina" angerufen, das Handy liegt vor mir auf dem Tisch, das ist echt ne gute Show. Er will sich nochmal 20 Dollar von mir leihen, darauf lasse ich mich aber nicht ein. Wir sind weiterhin coole Homies, doch er hat mittlerweile auch gecheckt, dass ich ihn durchschaut habe. Letztendlich setzt er mich in meinem Casino ab, sagt, ich solle hier warten, er trifft sich mit seinem Vater und holt den I-Pod. Ich kann mir das Lachen nicht mehr wirklich verkneifen und sage ihm, ich werde warten. Natürlich nicht ohne mir vorher die fünf Dollar wieder zu holen und ihm dadurch einen Ausstieg zu ermöglichen: Er macht eine kleine Szene, sagt, dass ich ihm nicht vertrauen würde, er doch nur schnell über die Straße müsse und das so nicht laufen würde. Wir verabschieden uns kurz, ich lachend, er leicht aufgebracht, und gehen unsere Wege. Eigentlich hätte ich ihm die fünf Dollar als Trinkgeld lassen sollen. :-)
Danach gings dann noch in eines der riesigen Outlet-Center von Vegas, wo es schwer fällt, sich bei diesen Schnäppchen zu beherrschen. Auf dem Weg dorthin stoße ich zufällig auf ein gerade im Bau befindliches, absolut aufregendes Gebäude. Es ist sofort klar, dass hier der Meister selbst am Werk ist oder ganz dreist kopiert wurde. Es stellt sich heraus, dass tatsächlich Frank O. Gehry der Architekt der kleinen Cleveland-Klinik für Alzheimer- und Parkinson-Patienten ist. Wow, was ein Zufall und wie genial, so ein Gebäude auch mal "im Bau befindlich" zu sehen! Ich staune noch ein bißchen, halte photographisch fest und stürze mich dann ins Klamotten-Paradies!
Mittwoch, 9. Dezember 2009
Rico aus New York, mal wieder Frank und...Shopping!
Gerade aufgewacht?
Convention Center
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