Sonntag, 20. September 2009

Carrion de los Condes

Samstag, 19.09.09 Die bisher beste Nacht liegt hinter mir. Super Matratze, dazu nur eine wirkliche Schnarchnase, die ich souverän ignoriere. Da stört es auch nicht, dass der doch leicht profitgeile Herbergsvater uns um 7 Uhr mit krachendem „Venga, venga!“-Geschrei aus dem Bett haut. Irgendwie mag ich seine raue Art, vielleicht liegts aber auch einfach nur daran, dass er mich immerzu „muchacho“ nennt. Zum Frühstück gibt es eine Riesenschüssel Café con leche, zu welchem ich mittlerweile eine regelrechte Liebesbeziehung aufgebaut habe. Schmeckt einfach so lecker hier! Mein Rücken gibt sich dagegen weiterhin eher weniger deliziös. Die Schmerzen sind schlimmer geworden, und dummerweise halten sie sich jetzt auch trotz Erholung. Da kommt es gerade recht, dass die heutige Etappe nach Carrion de los Condes eine eher kürzere ist (19km). Die meisten wollen hier noch einmal Halt machen, um dann morgen ein 18km langes Stück, auf dem kein Dorf, keine Wasserstelle und nichts kommt, in einem Rutsch machen zu können.
Es geht gut los an diesem Morgen: endlich wieder Sonne! Es ist ein toller Morgen und mir gelingen einige gute Photos.




Zusätzlich entdecke ich ein gutes Gegenmittel gegen die Rückenschmerzen: Ablenkung durch Kommunikation. Ich führe erstmals auf dem Weg längere Unterhaltungen und mache Bekanntschaften. Es sind viele Deutsche unterwegs, daneben ist beinahe jede Nation der Welt vertreten, das ist schon witzig. Abends lerne ich zwei Koreanerinnen kennen, die mich mit einem anderen Deutschen verwechseln. Sie erklären mir, dass wir ähnliche Gesichtszüge hätten und schwer auseinander zu halten sind. Ich muss lachen und gebe zurück, dass es uns Europäern mit den Asiaten genauso geht. Die größte Gruppe neben den Deutschen sind Franzosen, zumeist etwas ältere Pärchen, mit denen ich mich rundweg sehr gut verstehe. Auch wenn die Kommunikation sich immer etwas schwierig gestaltet: ich kann kaum einen etwas diffizileren Satz auf Französisch bauen, während die Gegenseite wirklich fast ausnahmslos kein Wort Englisch oder auch Spanisch kann. Da sind die westeuropäischen Nachbarn echt rigoros. Die Helfer werden in den Herbergen werden auf Französisch zugetextet und ein sehr nettes Pärchen aus der Bretagne, das ich für durchaus gebildet halte, verstehen mich nicht, wenn ich von den „United States“ spreche! Da macht mich fertig.
Die meisten der Leute fragen, ob ich Schreiberling und/oder Photograph bin, sie haben mich natürlich alle schon knipsen und tippen sehen. Schreiberling und Photograph? Gefällt mir gut, ja, bin ich. :)


Um 11:45, noch bevor die Herberge überhaupt öffnet, erreiche ich mein heutiges Etappenziel. Das ging ja lockig-flockig aus der Hüfte, wenn nur der Rücken nicht wär. Da muss ich mir was überlegen. Jetzt erstmal was zu essen und ne kalte Cola zur Belohnung!

8 Kommentare:

  1. Hola Reisender :)

    habe mir jetzt gerade alle berichte angeschaut seit du auf dem jakobsweg bist und ich muss sagen dass es gute lektüre ist :) macht spaß!!!!
    machs gut weiterhin- ich denk an dich und deinen Rücken!
    Steffi Hobbito

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  2. Was war denn mit der Post in Castrojeriz, Muchacho? Hatten die keinen Karton für Dein Päckchen?

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  3. Servus Jung,

    menschendlich schaffe ich es Dir mal ein paar Zeilen zu "droppen". Deine Bericht sind sehr kurzweilig zu lesen und machen viel Spaß auf mehr. Allerdings hör mal auf rumzuheulen wegen deine Rücken "Muchacho" sondern mache etwas dagegen.
    Vorschlag 1: "Pumpen" gehen
    Vorschlag 2: Rucksack "entleeren"
    Vorschlag 3: Vorratspackung Tempos kaufen.

    Nee aber im ernst, das wird ganz sicher. Wenn dein Kreuz sich an die Strapazen gewöhnt hat wirst Du es nicht mehr spüren.

    Im "Black Forrest" gibts eigentlich nichst Neues. Rudic habe ich Eweig nicht mehr gesehen, aber wie auch -bin zum workaholic mutiert. Am WE fahr ich Eleah besuchen und dort zeig ich Ihr mal deinen Blog und wir schreiben etwas zusammen.

    Ich werde mich bemühen regelmäßig von mir hören zu lassen.

    Pass auf Dich auf Kerle....

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  4. Hola muchacho. Todos los días volver a leer algo nuevo aquí. Que tenga un buen viaje. Micha.

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  5. jejeje, bueno muchacho, el blog me encanta, incluso estoy un poco jelosa! Vergiss nicht, dich bei Jens Fröhlich zu melden, ich hab ihm alles weitergegeben (vielleicht hast du´s ja auch schon getan). Ich werde ab Mitte Oktober in Spanien arbeiten, vielleicht sieht man sich ja mal in Madrid, Gute Reise!
    Catherine

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  6. Ich habs gelesen!
    Die Lehrerin aus Valencia

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  7. Hallo mei "Buleee" du fehlst mir.Schön, dass ich immer was von dir lesen kann. Hab viele Visitenkarten verteilt, damit du viele Leser hast.Gefällt mir gut, was du so schreibst.Für deinen Rücken wünsch ich dir gute Entspannung.Drück dich ganz fest.Mama

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  8. Servus du "Wandersmann", hätte dich doch besser auf die Schnachattacken deiner Mitwanderer vorbereiten sollen. Beruhigend für mich zu wissen das andere dass Problem auch haben, leider Pech für dich,dass die bei dir drin liegen. Versuch mit ein Paar Tempoecken im Ohr, falls du´s noch nicht probiert hast. Pfeifen soll angeblich auch helfen. Freue mich schon auf deine nächsten Berichte, halt die Ohren steif, drück dich :-) Dein Schnarcher vom Warenberg

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