Sonntag, 20.09.09 Heute wartet, laut Pilgerführer, einer der härtesten Abschnitte des Camino. 18 Kilometer führt der Weg durch das einsame Nichts der Meseta. Und es wurde nicht zu viel versprochen: 4 ½ Stunden lang geht es nur stur gerade aus, auf äußerst holprigem Wege (Teile davon sind die Überreste einer alten Römerstraße), kein Baum, kein Dorf, keine Wasserstelle. Ich denke, die Hitze im Sommer verschärft dieses Teilstück nochmals, wunderschönes Herbstwetter und ein stetiger, recht kalter Wind machen es uns heute dagegen etwas leichter. Ich laufe morgens kurz vor Anbruch des Tages mit einem Paar aus der Bretagne los und trotzdem mein Französisch-Sprechen wirklich noch furchterregender ist als erwartet, verquatschen wir uns gleich mal und verpassen die Abzweigung des Jakobswegs. Naja, immerhin auch mal am anderen Ende des Dorfes gewesen. Um neun Uhr dann, nach 1 ½ gelaufenen Stunden, meldet sich mein Rücken schon wieder äußerst schmerzhaft. Die Schmerzen und die Gedanken darum scheinen den ganzen Körper zu beeinflussen, ich erleide einen richtigen kleinen Einbruch, mein Tempo wird einige Kilometer deutlich langsamer. Bemerken kann man das an überholenden Pilgern, deren Gehgeschwindigkeit man in den vergangenen Stunden und Tagen eigentlich gut mitgehen konnte. Nach etwa einer Stunde ist der Spuk wieder vorbei und es läuft wieder besser. Ich entscheide mich trotzdem, die Etappe kurz zu halten und morgen den angebotenen Rucksack-Transport zu nutzen. Ich möchte nichts riskieren, es ist echt kein Spaß mehr mit dem Rücken und ein, zwei Tage ohne Gepäck tun sicher gut. Da investiert man auch gerne die 7 Euro/Tag für diesen Service. Da ich zudem noch sehr, sehr viel Zeit habe, meine momentanen „Mitpilger“ wollen alle so zwischen dem 5. Und 10. Oktober in Santiago sein, entschließe ich mich zusätzlich in Leon, der nächsten Großstadt mindestens einen zusätzlichen Tag zu bleiben und zu relaxen. Rücken heilen lassen, Blasen pflegen und auch mal wieder ein Zimmer für sich zu haben, für meinen Geschmack tolle Aussichten! Bekanntschaften mache ich nun mehr, immer wieder kommt es mittlerweile zu netten, kleinen und ungezwungenen Gesprächen. Die Tatsache, dass hier wirkliche jede Nation vertreten ist, macht es wirklich aufregend. Heute sind es Australier, gestern zwei Koreanerinnen, die ich kennengelernt habe. Sie hatten mich anfangs mit einem anderen Deutschen verwechselt – sie könnten uns so schwer auseinanderhalten, wir hätten ähnliche Gesichtszüge. „Ahja“, hab ich gesagt, „das kenne ich und kann ich voll und ganz zurückgeben!“ Asiaten außerhalb Asiens sind irgendwie absurde Menschen.
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