Sonntag, 20. September 2009

Dormir? Venga!

Donnerstag, 17.09.09 Erste Nacht! Leider nicht besonders erfolgreich verlaufen. Das hängt sicher auch mit einem ganz neuen Pilger-Tagesrhythmus zusammen, an den ich mich erst noch gewöhnen muss: um ca. 21 Uhr wurde ins Bett gegangen, und um sieben, als ich mich zum ersten Mal richtig müde gefühlt habe, waren alle weg! Unterwegs. Pilgern. Im Dunkeln?! Nee, nich mit mir. Kurz bevor der letzte Pilger vor mir um halb acht raus war, bin ich mal so langsam aufgestanden. Für was so übertrieben früh, frage ich mich, bei brachialer Hitze würde ich das ja noch verstehen. Naja, raus aus den Federn, kurz Zähneputzen und ab gehts. Unterwegs erstmal eine Nektarine!!?? Ja, Mama, ja, Annabelle, genau, dieses Obst. :-) Gestern mal zwei gekauft. Jetzt schon wieder bereut: nach 4 Bissen schmeiß ich das Teil weg. Einfach nicht mein Ding. Geht auch ohne Frühstück. Und nach der Nacht schaffe ich sowieso alles. Nicht nur die geänderten Tageszeiten, auch das nächtliche Schnarchkonzert haben mir richtig Mühe gemacht. Das ist echt nicht mehr normal, ja, richtig eklig! Und ich bin nicht unbedingt empfindlich. Dafür dumm – die Ohropax liegen zuhause.



Der Tiefpunkt des gescheiterten Schlafs samt Frühstück hält mich am frühen morgen noch etwas unterhalb der guten Laune, doch Rettung naht: nach elf Kilometern bin ich im nächsten Dorf und da sitzt sie, die versammelte Pilgermannschaft. Und alle schlürfen sie genüsslich unter den ersten Sonnenstrahlen, die sich heute raus getrauen, einen Café con leche. Ich reihe mich ein, und lege noch ein Bocadillo (Riesensandwich mit Schinken) oben drauf. Da steigt die Laune aber mächtig an, auch zusammen mit der Tatsache, dass ich die ganzen Frühaufsteher schon wieder in der Tasche habe. ;-) Ich weiß, ich weiß, das Ganze ist kein Wettrennen, aber ganz kann ich meinen sportlichen Kampfgeist nicht zurückhalten.


Weiter gehts zur wunderschönen Klosterruine St. Anton, wo ich eine nette und trotzdem etwas unheimliche Begegnung mache. Eine mir fremde Frau, Französin, wie ich ihrem Akzent vernehme, kommt auf mich zu und fragt, wie es denn geht, mit dem Laufen und so. Ich sage ja, ganz gut, bis auf den zu schweren Rucksack und meinen darunter leidenden Rücken. „Gut, gut,“ meint sie, „und das mit dem Schlafen bekommen Sie auch noch hin!“ Daraufhin erklärt sie mir eine Schlafposition und die zugehörige Atemtechnik. Ich bedanke mich und bleibe perplex zurück. Kann ich schon nach einem Tag nicht mehr auseinanderhalten, wen ich getroffen habe und wen nicht. Und wenn ich die Frau kannte, woher wusste sie, dass ich schlecht geschlafen habe? Das hab ich sicher niemandem erzählt. Merkwürdig.
In Castrojeriz, meinem heutigen Ziel angekommen, begebe ich mich gleich in die Albergue San Esteban, wo ich vom Chef des Hauses, einem kleinen, bärtigen und partout nicht englisch sprechenden Nordspanier namens Paco freundlich begrüßt und eingewiesen werde. Man versteht irgendwie immer trotzdem alles Wichtige. Die privat geführte Herberge ist angenehm und verfügt über einen großen Schlafsaal. Man trifft einige Zimmergenossen der letzten Nacht wieder, was (zumindest tagsüber ;-)) irgendwie nett ist. Es sind extrem viele Franzosen unterwegs und es überrascht mich selbst, wie gut ich sie verstehen kann. Beim Sprechen kommt aber die alte Vokabelschwäche sofort wieder zum Vorschein. Trotzdem kommt es immer wieder zu kurzen, netten Konversationen und absurden Situationen - am Abend zum Beispiel spiele ich Dolmetscher: Eine Italienerin erklärt mir auf Spanisch, Italienisch und Französisch was ich ihrer neuen Freundin, einer Ungarin, auf Englisch sagen soll. Endwitzig.
Beim obligatorischen Nachmittagslauf durchs Dorf kommt dann nochmal richtig Freude auf: eine POST! Und sie hat morgen früh auf. Dem Päckchen steht also nichts mehr im Wege. Jetzt hoffe ich nur noch auf ein bißchen mehr Nachtruhe…

2 Kommentare:

  1. Wie kann man nur eine Nektarine wegschmeissen???? Mann, Danny, so geht das echt nicht, du brauchst doch die Vitamine!!!!!!!!

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  2. ganz meine meinung! ohne frühstück sport machen, tztztz sagt da der angehende sportstudent!

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