Freitag, 9. Oktober 2009

Auf...und ab!

Freitag, 02.10.09 Ein Tag mit Höhen und Tiefen, symbolisch wohl für den gesamten Weg nach Santiago. Der Tag beginnt mit einem megageilen Morgen: Gigantisch viel Nebel liegt in den Tälern, die Sonne geht auf, wir obenauf, eine faszinierend-verstörende Traumwelt, wie man sie auch als Schwarzwälder nur selten zu Gesicht bekommt. Es folgt ein recht lockerer Lauf hinab nach Triacastela. Hier trennen sich seit langem mal wieder die Wege von meinen „Camino-Eltern“ Carsten und Marianne und mir. Die beiden entscheiden sich für die teurerer und komfortablere Variante der privaten Herberge, ich entscheide mich erneut für die städtische. Auf dem Weg dahin gelange ich zu einer nicht so erfreulichen Erkenntnis. Es ist nicht bei dem heute morgen entdeckten einen Biss am Oberschenkel geblieben, meine Arme jucken und weisen einige kleine Pusteln auf. Die bedbugs haben mich also doch noch erwischt! Verdammt. Ruhig bleiben. Nicht kratzen, die Stiche mit Soventol-Gel einschmieren. Alle Sachen nochmal einsprühen und waschen. Gegen Nachmittag dann ein weiterer Hammer, diesmal aber im positiven Sinne: Ich laufe in Gedanken versunken aus der Herberge in Richtung Bar, möchte mir nach dem erneuten Anti-Bedbug-Progamm erstmal einen gemütlichen Café trinken und ein bisschen ins Internet gehen. Aus den Augenwinkeln sehe ich ein blondes Mädel von einem der Tische aufstehen. Ich beachte sie nicht weiter, bis sie mich mir direkt in den Weg stellt und laut zu lachen anfängt. Ich schaue sie und mir bleibt tatsächlich kurz die Spucke weg. Es ist kaum zu glauben: ich treffe Alice aus Villingen (genauer: Bad Dürrheim:) ), einfach so, mitten auf dem Jakobsweg! Wir können beide erstmal ne Viertelstunde nicht viel sagen, lachen uns immer wieder tot. Schon komisch, jemand doch so Bekannten einfach hier so zufällig zu treffen. Zumal ich keine Ahnung hatte, dass sie auch unterwegs ist. Sie wusste wohl, dass ich den Camino mache, dachte aber, ich wäre schon längst durch. Naja, es wird auf jeden Fall mal wieder ausgiebig Deutsch gesprochen und sich am Abend auf ein Glas Wein verabredet. Der abendliche Spaziergang wird dann, wie wohl üblich nach so viel gelaufenen Kilometer, zu einem richtigen gesellschaftlichen Ereignis. Man kennt mittlerweile fast jedes Gesicht, hangelt sich von Smalltalk zu Smalltalk. Ich brauche eine ganze Stunde durch das Dorf. Irgendwie ein schönes Gefühl...




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