Montag, 05.10.09 Es geht doch mit dem schlafen! Nach einer verhältnismäßig sehr guten Nacht stehe ich früh auf und schaue zum Frühstück, wie so oft in letzter Zeit, in der privaten Herberge vorbei. Mit Marianne, Carsten und Fabia, einer Australierin, die nun auch schon seit längerem auf „gleicher Höhe“ unterwegs ist, wird noch ein gemütlich ein Café geschlürft, dann kann es losgehen. Wir drei, also die Dänen und ich, sind mittlerweile zu einer richtigen Art Camino-Familie geworden, werden auch immer wieder als solche bezeichnet und erkannt. Schon witzig, wie sich das so entwickelt hat. Aber es macht so viel Spaß mit den beiden, man hat sich mittlerweile richtig lieb gewonnen, warum also nicht zusammen unterwegs sein?! Wenn man möchte, kann man hier jeder Zeit alleine sein und für sich laufen, die Mischung aus Gemeinschaft und trotzdem allgegenwärtiger individueller Freiheit unter den Pilgern empfinde ich als sehr angenehm.
Es soll heute nach Ponte Campana, einem kleinen Dorf nach Palas del Rey gehen. Wir haben in den letzten drei Tagen die größeren Städtchen immer ausgelassen und die kleinen Dörfer dazwischen, abseits jeglicher moderner Zivilisation angesteuert. Der Weg bis zum großen Ziel Santiago wird so langsam überschaubar, es sind von heute an noch 80 km oder vier kleinere Tagesmärsche. Es ist schon äußerst interessant, wie sich die Einstellung zu Zeit und Distanz hier auf dem Weg ändert und wie relativ doch alles ist. 80 km, das sind für uns, nach teilweise über 600 km zu Fuß, ein Klacks, eigentlich fast gar nichts mehr. Wenn man sich zuhause vornimmt, 80 km zu wandern, dann wird das schon als ein etwas größeres Unterfangen empfunden. Auf der anderen Seite wären diese 80 km mit dem Auto in einer Stunde zu machen! In dieser Dimension denkt man hier aber gar nicht mehr!
Wir lassen uns in einer netten, sehr atmosphärischen Herberge in einem ehemaligen Bauernhaus nieder. Ich wollte eigentlich noch ein Dorf weiter in die preiswerte öffentliche Herberge, doch Marianne und Carsten haben mich eingeladen, die Nacht in der doch angenehmeren privaten Unterkunft zu verbringen. Mir gehts richtig gut mit den beiden! :)
Am Abend dann, als alle zum Menu aus sind und ich alleine ein weiteres self-made bocadillo (sandwich) verdrücke, kommt zum ersten Mal etwas traurige Stimmung auf. Allein-Sein und das Bewusstsein, dass das in nächster Zeit noch oft so sein wird, gemischt mit einer Brise Heimweh. Dazu kommt, dass ich so langsam auch ein bißchen die Schnauze voll hab vom immerzu täglichen Laufen. Das ständige Unterwegs-Sein, nie länger als 20 Stunden an einem Ort verbleiben, das kostet schon auch Kraft. Vielleicht liegt das aber auch einfach daran, dass das Ziel nun so nahe ist. Ich freue mich jedenfalls sehr auf Santiago, ein eigenes Zimmer und auf einfach mal „Bleiben“.
Montag, 12. Oktober 2009
Ich will ankommen!
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